Schlagwörter
Harald Martenstein, Helene Fischer, Leyla, Tatort, Til Schweiger, Zeit-Magazin
Helene Fischer allerorten …
Referenz an Harald Martenstein. Vor Jahren hat der Provokateur und Spötter in seiner Kolumne für das Zeit-Magazin einer großen Furcht Ausdruck verliehen: „Überall sein riesiges Gesicht. Ich habe Angst vor Dr. Eckart von Hirschhausen.“ Es war die Zeit, als der medizinpromovierte Zauberkünstler auf dem Weg zum Gipfel seines Schaffens als Comedian, Moderator,, Buchautor, Lebenshelfer, Kabarettist omnipräsent war.
Heuer hat das Trauma ein neues Antlitz. Und einen neuen Namen. Helene Fischer. In ihrer Ubiquität übertrifft die offenkundig multitalentierte Blondine sogar „Genschman“, den durch die Welt jettenden Außenminister der Bundeskanzler-Ären Schmidt und Kohl, von dem der Witz existiert: „Begegnen sich über dem Atlantik zwei Flugzeuge, in beiden sitzt Hans-Dietrich Genscher.“
„Leyla“: Brünettperückt, eisgrünäugig, schmallippig
Wählen Sie einen x-beliebige Taste auf der Fernbedienung, auf jedem Kanal ist Helene Fischer. Die gebürtige Russin trällert Schlager und gymnastiziert dabei in fast zirzensischer Qualität am Hochseil. Sie intoniert ein ergreifendes „Merci Cherie“ anlässlich der Gala zu Udo Jürgens‘ 80. und rührt dabei nicht nur das gefeierte Geburtstagskind zu Tränen. Sie singt im Duett mit den seligen Frank Sinatra und Bing Crosby Weihnachtslieder und grenzwertig daran ist allenfalls ihr Bühnendress. Etwas zu viel Andrea Berg, etwas zu wenig Céline Dion, die sie doch so verehrt. Fischer ist zierlich, freilich muss sie sich deswegen bei „Have Yourself A Merry Little Christmas“ oder „White Christmas“ nicht kleiden wie ein leichtes Mädchen.
Gestern schließlich reüssierte die 31-Jährige als russische Pistolenbraut „Leyla“ im ARD-Tatort mit Til Schweiger. Brünettperückt, eisgrünäugig, schmallippig. Keine Spur vom Goldkehlchen. Auf Rachefeldzug gegen denjenigen, der sie als junges Mädchen zur Prostitution gezwungen hatte. Selbst das kann sie. Ohne viele Worte. Das wenige, was sie sagte, erklang ohnehin zumeist in ihrer Geburtssprache. Gesungen hat Fischer nicht, vielmehr weitgehend dicht gehalten, was ihre Motive betrifft. Bis auf eine fäkalinjurienlastige Tirade über „Leylas“ Schicksal.
Leonora, Lenny. Ich cheiße Leyla, nurrr Leyla. Schon als kleine Mädchen. Als ganz kleine Mädchen. Also große Mädchen, so alt wie du, wurde ich mit Freundin nach Deutschland gebrrracht. Nicht Internat. Zum Ficken. Freundin wurde totgefickt, aber ich nicht. Weil ich bin harrrt. Und grausam. Musst du sein für Überleben, Leonora. Merk dir.
Schön gestorben ist sie überdies. Schön dramatisch. Kurz vor Schluss ging sie atemlos in die Nacht, von zwei Schüssen kalt gemacht. Oder waren es drei? Vier?
Prognose: Das Fräuleinwunder wird uns weiterhin auf Schritt und Tritt begegnen, mit ihrer Kollektion beim Kaffeeröster und gefühlt eh allerorten. Manche wie die Huffington Post nennen sie längst die nervigste Frau Deutschlands.
Fernab jeglicher Geschmacksnuancen ist Helene Fischer fraglos mehr als talentiert, zudem von anerkennenswerter Tüchtigkeit, Disziplin sowie Perfektion. Und weil sie nur im Film gestorben ist, singt sie noch heute. Und morgen. Und übermorgen …
Warum? Weil sie‘s kann!